16.02.2008
Verflucht nochmal!
Verwünscht
Enchanted
USA, 2007.
Regie: Kevin Lima
Weihnachten steht vor der Tür und damit wird auch die Kinolandschaft weihnachtlich. Passend zur kalten Jahreszeit kommt mit „Verwünscht“ ein Film in die Kinos, der die typischen „Weihnachtskinoeigenschaften“ erfüllt: fantasievoll, romantisch, kitschig.
Es geht um die Suche nach der großen Liebe. Diese Suche beginnt zunächst in einer 2D- Animationswelt, genauer gesagt im Baumhaus der Eremitin Giselle. Ihre besten Freunde sind die Tiere des Waldes, die Giselle bei der Erfüllung ihres größten Traumes unterstützen: den Mann fürs Leben zu finden. Und der lässt nicht lange auf sich warten. Ganz märchenhaft taucht schon bald Prinz Edward auf, um die schöne Giselle aus den Fängen eines Trolls zu befreien. Sie fällt sprichwörtlich in seine Arme, die zwei verlieben sich auf den ersten Blick und beschließen, bereits am nächsten Tag zu heiraten. Alles wäre perfekt, wenn die böse Hexe die Hochzeit nicht zu vereiteln wüsste. Sie stößt Giselle in einen verwünschenen Brunnen, der die Fast- Prinzessin aus ihrem verträumten Heimatland Andalasien in unsere Welt katapultiert- Giselles Abenteuer beginnt.
Im Netzwerk der New Yorker Kanalisation angekommen, wird aus der Comicfigur Giselle die Giselle in Menschengestalt, dargestellt von Amy Adams. Verzweifelt irrt sie durch den für sie völlig fremden Großstadtdschungel und rettet sich durch zahlreiche Fettnäpfchen, bis sie schließlich auf den Scheidungsanwalt Robert (Patrick Dempsey) und seine 6jährige Tochter Morgan (Rachel Covey) trifft. Den Überredungskünsten seiner Tochter erlegen, nimmt Robert die kindlich naive und quirlige Giselle bei sich auf, nicht ahnend, was ihn erwartet. Als jedoch eines Morgens Tauben, Ratten und Kakarlaken seine Wohnung putzen, hält Robert Giselle endgültig für therapiebedürftig.
Während Amy ihre neue Welt erkundigt, machen sich Prinz Edward und Pip, das hyperaktive Backenhörnchen, auf den Weg, Giselle zu retten. Die böse Hexe, dargestellt von Susan Sarandon, schickt ihren Schergen Nathaniel (Timothy Spall) hinterher, der Giselle ganz märchenlike mit vergifteten Äpfeln umbringen soll. Eine chaotische Verfolgungsjagd beginnt.
Walt Disney hat mit diesem Film ein Werk geschaffen, das voll ist von guten Ideen. Die Umsetzung erscheint hingegen an manchen Stellen fragwürdig. Wird man als Zuschauer zunächst mit einer gelungenen Persiflage auf verschiedene Disney- Klassiker überrascht, so kehrt sich das ganze doch schnell in eine Lobeshymne um. Stößt Giselle zu Beginn des Films mit ihrer zuckersüß naiven Art noch auf Missverständnis und Kopfschütteln, so verzaubert sie im späteren Verlauf des Films alle mit ihrer quietschhohen Stimme. Endgültig zu weit geht Regisseur Kevin Lima, als Giselle durch ihren Gesang eine an Bollywood erinnernde Parade in Gang setzt, in der alle von Liebe singen. Eine Art Loveparade im Märchen. Doch Disney geht noch weiter. Kenner der Disney Verfilmung von „Schneewittchen“ dürfen sich über einen Aha- Effekt wundern. Denn als Giselle in den vergifteten Apfel beißt und dieser aus ihrer Hand die Treppe hinunterrollt, hat Disney einfach eine Szene komplett aus „Schneewittchen“ übernommen.
Nichtsdestotrotz ist „Verwünscht“ ein Film, der zu Weihnachten einfach nicht fehlen darf. Neben jeder Menge Fantasie überzeugt der Film durch seine komödiantischen Elemente, die im Kino für reichlich Lacher sorgten. So z. B. in der Szene, als Prinz Edward ein „stählernes Monster“ erlegt und voller Stolz verkündet, er habe die „Bauern“ gerettet, bis ihn schließlich die Busfahrerin auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Die Reise von der Animationswelt in die reale Welt ist Walt Disney geglückt. Für den Zuschauer wird ein neues Seherlebnis geschaffen, denn bisher reiste man meist von der realen in die Animationswelt.
Wie es sich für ein typisches Märchen gehört, darf natürlich auch der Kampf Gut gegen Böse nicht fehlen. Im finalen Kampf mit der bösen Königin Queen Narissa darf Backenhörnchen Pip noch einmal zum Helden mutieren. Denn ihm gelingt es, die Hexe in Gestalt eines Drachen vom Dach eines New Yorker Wolkenkratzers zu stoßen. Ein Happy End gibt es natürlich, jedoch anders, als man es erwartet.
Fazit: Ein lustiger Film zum träumen, der dem Zuschauer wenig geistigen Anspruch abverlangt. Also wer sich im Kino einfach mal berieseln lassen, entspannen und lachen möchte, der ist in „Verwünscht“ genau richtig.
Passend zum obigen Artikel ist hier der erstmals am 02.01.2008 auf Radio Tonkuhle ausgestrahlte Kinobeitrag von Christoph Münch als MP3 zu hören. |
Autor: © http://www.weltdermedien.de 2008