06.04.2007
Die blutigen Augen starren wieder
The hills have eyes 2
The hills have eyes 2
USA, 2007.
Regie: Martin Weisz
Als sich 2006 mit "The Hills have Eyes" (Regie: Alexandre Aja)
endlich wieder ein den Zuschauer förmlich terrorisierender Horrorfilm auf
die Leinwand mogelte, konnte dieser sowohl bei den neueren Generationen Begeisterung
auslösen, die diese längst vergessene Art von Horror nie kannten (The
Texas Chainsaw Massacre, Tobe Hooper 1974), als auch die älteren Generationen
faszinieren, die den sehr viel ernsteren und bedrückenderen Horror (The
Hills Have Eyes, Wes Craven 1977) längst vermissten.
Dass der Film mit der Trendwelle von Remakes in die Kinos gespült wurde
störte ausnahmsweise die wenigsten, ebenso wenige scheinen sich an der
Fortsetzung zu stören, die durch ein offenes Ende und den Erfolg des Vorgängers
bereits angekündigt wurde. "The Hills have Eyes 2" allerdings
orientiert sich an keinem Original und ist deshalb als eigenständige Fortsetzung
oder vielmehr und auch leider als eigenständiger Film zu sehen...
Denn bleibt von dem Terror nicht mehr viel übrig, den der Vorgänger
noch vor einem Jahr wiederauferstehen ließ, stattdessen schmieren die
Drehbuchautoren ein simples Konzept auf das Papier, um eine Expedition junger
Soldaten der Reihe nach hinrichten zu lassen.
Expedition scheint übrigens genau der richtige Begriff zu sein, denn erinnert
die Klettertour durch die Berge in der Wüste New Mexicos doch schwer an
einen Abenteuerfilm, was dem Konzept anders als in "The Descent" (Marshall,
2005) extrem schadet, weil der Zuschauer einfach etwas ganz anderes erwartet.
Nämlich eine konsequente Fortführung bereits geschaffener psychischer
Extreme, die hier lediglich zu Beginn des Filmes als Einleitung und im rauen
Finale schließlich aufblitzen, im Gesamten allerdings kläglich untergehen.
Ein Trupp junger Soldaten soll ein Forschungsteam unterstützen, welches
die Ereignisse in der verstrahlten Wüste, bekannt aus dem Vorgänger,
analysiert. Da eben jene Forscher bereits zu Beginn abgeschlachtet werden verkommt
der Einsatz für den Zuschauer schnell zu einer Sinnlosigkeit und auch die
Soldaten scheinen nicht so recht zu wissen was sie eigentlich in der Wüste
sollen. So wird zwar festgestellt, dass ein Forschercamp leersteht, eben jene
Tatsache aber absolut unzureichend hinterfragt. Ebenso inkonsequent fällt
die Entscheidung des Sergeants aus, einem Funkspruch aus den naheliegenden Bergen
nachzugehen, dessen Sender sich nicht weiter vorstellt...
So zieht der Großteil des Trupps dann auch los, die Berge zu erklettern,
womit ein Großteil des Filmes abgedeckt wäre. Immer wieder tauchen
natürliche Hindernisse auf, die es bewältigen gilt, was die einheimischen
Mutanten als Vorwand sehen die Gruppe zu minimieren. Als die Überbleibsel
der Truppe irgendwann von einem Halbtoten Menschen des Forscherteams über
die Ereignisse aufgeklärt werden identifiziert auch der Letzte die Berge
als Falle und die Soldaten beschließen eben jene durch die Minen zu verlassen.
Obwohl die Handlung die Sinnlosigkeit des Filmes sehr gut beschreibt ist dieser keineswegs schlecht insceniert. Einzig der für das Horrorgenre so typisch künstlich konstruierte Ablauf der Geschehnisse fällt leicht negativ auf, ansonsten schafft Weisz es den Film konstant auf einem hohen Spannungslevel zu halten und den Zuschauer damit für das Abenteuer zu begeistern. So bringt er immer wieder Schockmomente ein, die ebenso simpel wie genial sind. Ein schneller Schnitt und ein lauter Sound lassen den Zuschauer oftmals aufschrecken, ohne das überhaupt etwas geschieht, im nächsten Moment aber haben die Mutanten wieder zugeschlagen. Das Konzept ist keineswegs neu, unter der sehr hellen Wüstenkulisse aber wirklich beeindruckend.
Alles andere als beeindruckend hingegen ist die Ausarbeitung der nervigen Charaktere, die ganz anders als im Vorgänger zu unsympatischen Opfern verkommen und Menschlichkeit scheinbar gar nicht erst in die Wüste mitnehmen. Diese handeln nicht nur völlig idiotisch, sondern werfen ununterbrochen mit Kraftausdrücken um sich, ob die Empfänger Kameraden oder Mutanten sind spielt dabei keine Rolle. Im Einklang dazu findet eine Prise Humor in den Film, was diesen unpassenderweise bedingt zu Trash verkommen lässt. Sprüche wie "Passt auf dass ihr nicht getötet werdet!" oder "Warum müssen wir immer in die Richtung laufen aus der die seltsamen Geräusche kommen?" nehmen dem Film die letzte Ernsthaftigkeit. Auch der Einblick in die Ausbildung der Soldaten kann ein derartig stümperhaftes Verhalten weder erklären noch entschuldigen.
Auch nicht zu entschuldigen ist die Vorgehensweise der gut gestalteten Mutanten, deren Feldzug zu einem kindlichen Spiel mutiert. Nicht dass es ungeschickt von ihnen wäre ein Versteckspiel mit den Soldaten zu veranstalten und diese einzeln hinzurichten, doch wirkt deren Herumtollen in den Bergen samt dem Werfen von Steinen einfach albern und kaum bedrohlich. Über weite Strecken des Filmes wird die Kompromisslosigkeit des Vorgängers vermisst, in denen die Mutanten bereits ganz zu Beginn ihre Macht blutig zur Schau stellten. Die aktuellen Mutanten hingegen agieren hinterlistiger, durchtrennen Seile und erfreuen sich an stürzenden Soldaten. Ich glaube nicht dass solche Verhaltensweisen den Erwartungen der Zuschauer gerecht werden und diese sich erst an dem knallharten Finale noch teilweise erfreuen können.
Erfreuen konnte ich mich jedenfalls insgesamt sehr wohl, obwohl ich einen psychisch
terrorisierenden Horrorfilm erwartete. Der Film schafft es den Zuschauer mit
konstanter Spannung auf der Stange zu halten und trumpft zum Ende hin schließlich
mit einem blutigen Feuerwerk auf, welches die Kompromisslosigkeit des Vorgängers
zwar noch immer nicht erreicht, aber solide Effekte bietet und zahlreiche Störfaktoren
im Handlungsverlauf teilweise wieder gut machen kann. Für einen möglichen
Nachfolger würde ich mir weniger Soldaten und mehr verkommene Tankstellen
wünschen.
Autor: Nils Block © http://www.weltdermedien.de 2007