03.10.2005
Der Weg in die Zukunft
Aviator
The Aviator
USA, Japan 2004.
Regie: Martin Scorsese
Nach "Gangs of New York" (2002) folgt mit "The Aviator"
nun eine erneute Zusammenarbeit des Regisseurs Martin Scorsese und dem Schauspieler
Leonardo DiCaprio. Der Film beschäftigt sich mit einem Ausschnitt aus dem
Leben eines reichen, aber auch schwer kranken Menschen, der im System des Landes
der unendlichen Möglichkeiten gefangen ist: Howard Hughes. Dieser (authentische)
Mann versucht nun, mit all seinem vielen Geld seine Kindheitsträume und
Leidenschaften im Amerika der 20er bis 50er Jahre zu realisieren: Filme und
Flugzeuge. Er investiert Millionen, gerät nahe an den Rand des Bankrotts,
und gibt dennoch nicht auf. Im Besonderen wird hier auch das Augenmerk auf die
Schattenseiten von Howard Hughes gelegt, der mit zunehmendem Druck von Außen
immer stärkere Neurosen und andere psychische Krankheiten ausbildete. Dies
wird sehr eindringlich und bedrängend in einer nahezu perfekten Kombination
aus DiCaprios Spiel, dem Schnitt und der Kamera dem Zuschauer präsentiert.
Hughes unrühmliches Ende erspart uns Scorsese allerdings.
Im Film gibt sich ein großer Teil des Who-is-Who Hollywoods die Klinke
in die Hand, viele bekannte Gesichter tauchen auf und verschwinden wieder im
dynamischen Fluss der Montage.
Die Kamera steht selten still, meistens vollführt sie tollkühne Fahrten
und verleiht so dem Film eine enorme Geschwindigkeit, die mit den vielen Schnitten
unterlegt eine Herausforderung an die Konzentration des Zuschauers bildet. Auch
widmet sich Martin Scorsese wieder intensiv seinem Faible für die Farben
im Film. Oft arbeitet er zum Beispiel mit Schwarz-Weiß-Effekten, die er
dann mit starken Farben kontrastiert. Unterstützt wird dieses Farbenspiel
durch die pompöse Ausstattung der Sets selber, die nicht selten überladen
wirken, sich jedoch gut in den bombastischen Gesamtstil des Filmes einfügen.
So entsteht eine beeindruckende Mischung aus fantastischen Bildern und starker
Atmosphäre, die vor allem durch die Performance von Leonardo DiCaprio erzeugt
wird. Dieser vermag den zunehmenden Wahnsinn Hughes erschreckend realistisch
darzustellen, nicht zuletzt bekam er dafür auch kürzlich den Golden
Globe verliehen.
Aber dadurch, dass Scorsese uns das unrühmliche Ende von Howard Hughes
erspart und bestenfalls nur andeutet, entsteht eine Hommage an den Amerikanismus,
die nicht hätte sein müssen. Am Ende verbleibt nämlich so der
Eindruck, dass man in Amerika nur ausreichenden Willen zum Durchhalten und den
Mut zum Neubeginn haben muss, um alles erreichen und alte Fehler relativieren
zu können. Diese unnötige Lobeshymne auf Amerika lässt mir den
ansonsten sehr gelungenen Film in einem negativen Licht erscheinen.
Aber dies sollte den Genuss der fantastischen Bilder und der eindrucksvollen
schauspielerischen Leistungen nicht allzu sehr schmälern. Wer also etwa
170 Minuten Zeit hat und sich auf die anspruchsvolle Präsentation einer
interessanten Biographie einlassen will, dem sei dieser Film unbedingt ans Herz
gelegt.
Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005