06.07.2007
Yippee-ka-yay, you sexy motherfucker!
Stirb Langsam 4.0
Live Free or Die Hard
USA, 2007.
Regie: Len Wiseman
Je oller je doller... Harrison Ford wird in ein paar Tagen 65 Jahre alt,
und steht gerade wieder als Indiana Jones vor der Kamera. Sylvester Stallone,
auch schon knackige 61, war kürzlich wieder als Rocky Balboa unterwegs,
und bastelt gerade an Rambo Nummer 4. Tja, und auch Bruce Willis ist so ein
Fall...mit 52 Jahren macht er nämlich im Kino auch mal wieder einen auf
Actionheld. Hoffentlich kracht da nicht die Hüfte von Bruce, sondern auch
die Action!
Und schon wieder ist er zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort...das scheint das Schicksal von John McClane alias Bruce Willis zu sein. Gerüchte über einen neuen Stirb-Langsam-Film gabs schon ewig, und jetzt ist es tatsächlich soweit...der Streifen läuft im Kino. Ob Bruce Willis mal wieder einen Erfolg braucht (denn sein letzter richtig großer Kinoerfolg "Sixth Sense" [Shyamalan, 2000] ist schon einige Zeit her), oder ob es mit Geld zu tun hat, sei dahingestellt...
Zwölf Jahre hat es gedauert, bis Bruce Willis wieder in die Rolle schlüpfte, die ihn bekannt gemacht hat: der Cop John McClane. Mit jeder Inkarnation wurde die Stirb-Langsam-Reihe größer...war es in Teil 1 von 1988 noch ein Hochhaus, in dem sich der Polizist Terroristen stellen musste, war es in Nummer 2, schon ein Flughafen, im Dritten eine ganze Stadt, und nun ist es das weltumspannende Internet. Dabei konnte John McClane mit Technik noch nie etwas anfangen, und setzte immer auf eher handfeste Argumente. Also: Klappt das Update? Stirb langsam Version 4.0.
Optisch hat sich in "Stirb langsam 4.0" auf jeden Fall etwas getan. Passend zum technischen Sujet des Cyberterrorismus wirkt auch nun der Film selber sehr klinisch, sehr farbarm, irgendwie technokratisch. Nur John McClane selber passt nicht so recht zwischen die kühlen Blautöne, denn er ist ein Relikt aus den Zeiten, als PCs noch ein Nischendasein fristeten. Deshalb lässt McClane auch den Computer ausgeschaltet und macht das, was er am besten kann: Er lässt es krachen. "Live free or die hard", so der Originaltitel, gibt von Anfang bis Ende Vollgas. Der Film ist eine rasante Achterbahnfahrt ohne Bremse, solche reinrassige Action war im Kino schon länger nicht mehr zu sehen. Ärgerlich ist nur, dass die menschliche Komponente von John McClane unter dem Actionfeuerwerk leidet. So nahegehende Szenen wie beispielsweise McClanes Barfußgang über die Glasscherben in Teil eins (McTiernan, 1988) gibts nicht mehr. Der SuperCop blutet zwar, steckt aber ansonsten alles locker weg, während ein normaler Mensch wohl schon lange ein Zimmer im nächsten Krankenhaus gebucht hätte. Diese Irrealität lässt den Film in Konsequenz leider etwas unnahbar erscheinen. Ein weiterer Negativpunkt ist der Fiesling des Films, der seinen Vorgängern in Stirb Langsam 1-3 (McTiernan, Harlin, 1988-1995) nicht das Wasser reichen kann. Irgendwie wirkt der Cyberterrorist wie ein Elektronikmarkt-Berater an einem schlechten Tag. Und ohne starken Schurken kann auch der coolste Held nicht wirklich glänzen.
Wie im Vorgänger hat McClane auch in Stirb Langsam 4 einen Partner mit dabei, einen jungen Hacker nämlich. Der bleibt allerdings weitestgehend unauffällig, und verleiht dem Film nur ab und an ein paar unterhaltsame Buddy-Movie Momente. Die Spezialeffekte bestehen aus einer Mischung aus Handarbeit und Computer, und sind erwartungsgemäß spitze. Das trifft auch auf die restliche Technik zu...alles ist so, wie es sich der Actionfan wünscht. Also, ausser dem blassen Schurken und dem übermenschlichen SuperMcClane ist alles noch wie vor 12 Jahren...es knallt und rumpelt ordentlich. Bruce Willis macht seinen Job als wäre er nie weggewesen, nur dieses mal mit noch weniger Haaren auf dem Kopf. Kurzum: Stirb Langsam ist immer noch ein Pflichtfilm.
Passend zum obigen Artikel ist hier der erstmals am 03.07.2007 auf Radio Tonkuhle ausgestrahlte Kinobeitrag von Christoph Münch als MP3 zu hören. |
Autor: © http://www.weltdermedien.de 2007