09.02.2006

Von Gasen und Spritzen

Saw 2
USA, 2005.
Regie: Darren Lynn Bousman


Bei einem Produktionsbudget von ca. 1 Millionen Dollar und einem Einspielergebnis von weit über dem Vierzigfachen konnte es nicht lange
dauern, bis ein Nachfolger zum erfolgreichen Überraschungshit "SAW" auf die Leinwand kommt. Über Risiken eines ähnlichen Nachfolgers wurde lange zuvor spekuliert, was unter bestimmten Gesichtspunkten sicherlich nicht verkehrt ist. So war die Identität des Puzzlemörders in Teil 1 letztendlich aufgeklärt worden und
damit auch die ganze Rahmenhandlung, was neben dem "menschenverachtenden Blutbad" im Prinzip den Film ausmachte. Kenner des Vorgängers befürchten nun eine simple Fortsetzung vorhandener Konzepte und damit die Hinrichtung diverser Menschen auf möglichst schockierende Art und Weise (besonders im Hinblick auf die sehr früh veröffentlichte Information bezüglich des Plots in dem nun an Stelle von zwei Personen ganze acht Menschen in einem Raum bzw. einem Haus gefangen sind), was sicherlich nicht im Sinne der Macher wäre. Doch "SAW" wäre nicht "SAW", wenn es weder eine Rahmenhandlung noch ein furioses Finale gäbe...

Doch beides existiert!
"SAW 2" beginnt mit einem klassischen Spiel des Puzzlemörders (wer "SAW" kennt wird unverkennbare Parallelen ziehen können), welches Detective Eric
Matthews (Donnie Wahlberg) direkt auf Jigsaw (Tobin Bell) und dessen Unterschlupf aufmerksam macht. Dass der euphorische Einsatz Matthews in einem
psychischen Alptraum endet ist nach der vermeintlich erfolgreichen Festnahme Jigsaws ebenso überraschend wie im weiteren Verlauf des Filmes genial.
Denn Jigsaw hat Erics jungen Sohn gemeinsam mit sieben Kriminellen in ein Haus eingesperrt und diese somit zum Teil eines seiner Spiele gemacht. Diese
acht Menschen haben nun ca. zwei Stunden Zeit sich aus der Todesfalle zu befreien und Detective Matthews bleibt nichts anderes übrig, als das Geschehen über Videomonitore zu verfolgen und dabei unfreiwillig in ein weiteres Spiel hineinzugeraten. Im Verlauf des Filmes wechselt nun das Geschehen geschickt zwischen dem Tatort und der Schaltzentrale. Während das Haus hier tatsächlich fast ausschließlich als Grundlage für möglichst grausame Gewaltakte dient, spielt sich in Jigsaws Unterschlupf eine interessante Konversation zwischen dem erstaunlich dominanten Puzzlemörder und des offensichtlich mehr und mehr verzweifelnden Detectives ab. In diesen Passagen zeigt der Film dann auch, dass er durchaus intelligent ist und ein gelungener Nachfolger sein kann, in dessen Vorgänger niemals ein menschenverachtendes Blutbad" im Fokus stehen sollte.

Besonders gefallen dürfte allen "SAW" Kennern die Beantwortung einiger Fragen, die nach dem Abspann des Vorgängers aufkamen. So erfährt man mehr über den grausamen Täter und auch sehr geringfügig mehr über die Charaktere aus dem ersten Film. Am Ende von "SAW 2" kommt ein richtiges Retro-Gefühl auf, Kenner des ersten Teils kommen erneut auf ihre Kosten.

Die Charaktere und Schauspieler kommen hier leider zu Gunsten einer actionbetonten Inscenierung viel zu kurz. Erneut kommt der Film mit Schauspielern ohne Rang und Namen aus. Einzig Shawnee Smith als Amanda und Tobin Bell als Jigsaw haben sich bei Freunden des Vorgängers vielleicht beliebt gemacht und erneut schaffen es gerade diese beiden Charaktere absolut zu überzeugen, sei es als sympathisches Opfer oder als intelligenter Psychopath. Weiterhin überzeugt Donnie Wahlberg (Anm. des Red.: Donnie ist der Bruder von "Marky" Mark Wahlberg und ein ehemaliges Mitglied der Boyband "New Kids on the Block") als Detective Eric Matthews mit einer glaubwürdigen Darstellung, eines sich in der Verzweiflung wandelnden Charakters. Andere Namen sind tatsächlich wenig interessant, denn anscheinend bot nicht einmal das Drehbuch genug Platz diese unterzubringen. So erfährt man die Hintergründe der wenigsten Charaktere, womit die meisten Menschen völlig sinnfrei in dem todbringenden Haus verweilen.

Die Schauplätze überzeugen teilweise. Der modernisierte Unterschlupf Jigsaws im Kontrast zu dem dreckigen und tödlichen Haus ist sehr gut gelungen, besonders im Hinblick auf die nahtlosen Übergänge. Während sich die Handlung in der Schaltzentrale auf die Konversation zwischen Jigsaw und Eric beschränkt läuft alles weitere im Haus ab. Trotz unheimlichen schmalen Gängen, fensterlosen Räumen und vielen schmutzigen Details gemeinsam mit der Furcht vor bevorstehenden Herausforderungen in Form von grausamen Fallen wird niemals eine klaustrophobe Atmosphäre geschaffen, zu sehr konzentriert man sich darauf möglichst alle Fallen abzuklappern ohne dabei Rücksicht auf Gefühle und Emotionen zu nehmen.

Die Effekte in "SAW 2" beschränken sich im Wesentlichen auf jede Menge Gewalt. Und diese kommt in "SAW 2" defintiv nicht zu kurz, womit dieser seinen Vorgänger bei Weitem schlägt. Absolut schonungslos entscheiden hier Menschen über ihr eigenes Schicksal, wobei das Kunstblut literweise fließt. Doch weil damit noch nicht genug ist findet der Zuschauer die Charaktere in vermeintlich ausweglosen und vor allen Dingen sadistischen Situation wieder.Emotionen scheinen übrigens ausschließlich in diesen Situationen einen hohen Stellenwert einzunehmen.

Der Soundtrack in "SAW 2" lehnt sich stark an den des Vorgängers an und übernimmt sogar Tracks. Das ist in keinster Weise negativ anzurechnen, denn gerade der sehr gute Soundtrack untermalte die beklemmende Atmosphäre und verhalf "SAW" zu einem spektakulären Finale. Leider aber hat man es tatsächlich fertig gebracht den Kulttrack des Vorgängers derart deplatziert einzubauen, dass Kenner des ersten Teils nicht nur unnötig aufgeregt sondern auch verwirrt werden.

Zusammenfassend bekommt man mit "SAW 2" einen Horrorthriller der besonderen Art serviert. Rein optisch knöpft der Film problemlos an den Vorgänger an,
unterliegt diesem aber dann doch an einer unausgereiften Handlung. Zu sehr stützt man sich auf den Gewaltanteil und genau da hat dieser Teil auch die Nase vorn, doch das ist eben nicht immer alles. Dennoch ist "SAW 2" ein sehr guter Film, der versucht zugleich auf intelligente sowie auf blutige Unterhaltung zu bauen.

Bleiben noch meine Anspielung aufzuklären...
Ich schreibe von "menschenverachtenden Blutbädern" und beziehe mich damit offensichtlich auf diverse Kritiken zu "SAW". Zugegeben, in "SAW" fließt Blut, doch es hält sich in Grenzen, gerade im ersten Teil spielt sich doch noch Einiges im Kopf ab (natürlich bekommt man auch viel Gewalt direkt zu Gesicht). Außerdem sollte man sich die Frage stellen ob der Film ohne derartige Intensität nicht gar verfälscht ist. Und zugegeben, die Methoden beruhen nicht auf Nächstenliebe, sind aber durchaus intelligent (damit beziehe ich mich auf die Tonbänder) in Szene gesetzt. Deshalb halte ich diese Darstellungsweise für absolut gerechtfertigt, stets
wissend dass ein solcher Film Fiktion ist und zur reinen Unterhaltung dient.

Autor: Nils Block © http://www.weltdermedien.de 2006

 

Schneller, lauter, härter...und noch schlechter.

Das Spiel geht weiter...willkommen zur ersten Gegenüberstellung auf weltdermedien.de!

"SAW 2" ist meiner Meinung nach nur ein leicht modifizierter "SAW". Ein paar Charaktere wurden hinzugefügt, und zusätzlich noch einige Hektoliter Blut. Auf den Zuschauer prasselt erneut ein Stakkato an Schnitten nieder, das jegliche filmische Ästhetik zunichte macht und keinen Raum mehr für ausgeklügelte Kameraarbeit übrigläßt. Die ähnlich wie beim Vorgänger an den Haaren herbeigezogene, an "Cube" (Natali 1997) erinnnernde Handlung dient nur als loser Rahmen für die bis zur Perfidität gesteigerte Gewalt, die so gut wie nie als motiviert dargestellt wird, und somit zu einem extremst sadistischen Voyeurismus verkommt. Mit einem Wort: Krank. "SAW 2" arbeitet mit zwei parallel ablaufenden Handlungssträngen, die allerdings nicht wirklich gelungen miteinander fusioniert werden, und daher beide nur eingeschränkt funktionieren. Viel Spannung kann so leider nicht aufkommen!

Unter den Schauspielern tummeln sich zwar einige bekannte Gesichter, die ihren Karrieren aber mit diesem Streifen sicherlich keinen Gefallen getan haben. Vor allem Beverly "7th heaven" Mitchell präsentiert auf erschreckende Weise ihr fehlendes Talent. Dazu sind die auf der Leinwand gezeigten Charaktere derart stereotyp und flach, dass eine Immersion kaum stattfinden kann.

Die kleine Zusammenfassung gegen Ende des Films lässt vermuten, dass die Macher wohl am Erinnerungsvermögen der Kinobesucher zweifeln und daher sicherheitshalber die wichtigsten Szenen nochmals kurz in Erinnerung rufen. Nur ob man diese wirklich nochmals sehen möchte? A pros pros erneutes Sehen...
"SAW 3" ist übrigens bereits in Produktion, und soll angeblich an Halloween 2006 in den amerikanischen Kinos starten. Hoffentlich gelingt wenigstens der dritte Anlauf und bringt frischen Wind in diese jetzt schon fast Klon-ähnliche Reihe!

Der erste Teil konnte mich schon nicht richtig überzeugen, die Fortsetzung kann es noch weniger. Aber schlußendlich liegt das Urteil immer bei Ihnen, werte Leser!

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2006