05.12.2005
Das Schwert des Herren
Merry Christmas
Joyeux Noel
Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Rumänien, 2005.
Regie: Christian Carion
Wie jedes Jahr um diese Zeit kommen nun die ersten weihnachtlichen Filme
in die deutschen Lichtspielhäuser, und manchmal ist zwischen allem Kitsch
auch ein ansprechendes Werk dabei. "Merry Christmas" entfaltet seine
Handlung vor dem Hintergrund des ersten Weltkriegs und beschreibt das Weihnachtsfest
von 1914 in den Schützengräben Frankreichs. Schottische, französische
und deutsche Soldaten liegen einen Steinwurf weit voneinander entfernt in ihren
Gräben, nur getrennt durch andauerndes Artilleriefeuer. Am heiligen Abend
schweigen die Waffen, und die Soldaten entdecken für eine kurze, zerbrechliche
Zeitspanne wieder ihre Menschlichkeit, und setzen durch ein gemeinsames Weihnachtsfest
und einen auf lateinisch gehaltenen Gottesdienst ein Zeichen gegen die Unsinnigkeit
des Krieges. Dies behagt den korrumpierten Gehirnen der jeweiligen Generalitäten
jedoch gar nicht, und entsprechende Konsequenzen lassen nicht lange auf sich
warten. Der Krieg wird hier als durch die entsprechenden Heeresleitungen aufdiktiert
präsentiert, als ein Konflikt der schon lange seinen Sinn verloren hat.
Die Handlung des Filmes ist leicht vorhersehbar, und dennoch mitreißend. Meines Erachtens nach liegt das allerdings nicht an dem hier völlig fehlbesetzten Daniel Brühl als deutscher Befehlshaber jüdischer Abstammung mit einer französischen Ehefrau, und auch Benno Fürmann und Diane Krüger können nicht recht überzeugen. Vor allem die von Profis eingesungenen und den beiden Schauspielern in den Mund gelegten Gesangspassagen wirken einfach nur unecht und lächerlich. Die Darsteller abseits der Hauptrollen können aber eine gewisse Natürlichkeit vermitteln, und werten den Film durch diese Glaubwürdigkeit stark auf. So werden die Soldaten, egal welcher Seite sie angehören, vor allem als Menschen gezeigt. Auch wenn dieser Mentalitätswandel von bis aufs Blut verfeindeten Kriegern hin zu befreundeten Männern nicht immer authentisch und arg holprig wirkt, kann der Funke der Besinnlichkeit auf den Zuschauer überspringen.
Die Stilisierung der Sopranistin als heilige Maria auf dem Schlachtfeld oder bildliche Metaphern wie beispielsweise zwei im Dreck der Front kopulierender Käfer wirken etwas überzogen, hier wäre weniger deutlich mehr gewesen. Denn schlußendlich möchte der Film dem Zuschauer die Menschlichkeit der zwangsweise verfeindeten Soldaten aufzeigen, und solcher symbolischer Schnickschnack ist meines Ermessens nach in diesem Film völlig deplaziert und wirkt nur aufgesetzt.
Dennoch vermag dieser Weihnachtsfilm zu gefallen, erstens wegen seiner genre-untypischen
Handlung, und zweitens wegen seiner lobenswerten Aussage. Die Abartigkeit und
Sinnlosigkeit eines jeglichen Krieges werden deutlich herausgestellt, und das
Streben nach Frieden wird als das höchste Gut aufgezeigt, egal wie widrig
die Umstände auch sein mögen. Und was könnte besonders in den
heutigen Zeiten zutreffender sein?
Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005