03.10.2005
Einfache Gefühle
Hautnah
Closer
USA 2004.
Regie: Mike Nichols
Am 16. Januar wurden in Hollywood die Golden Globes verliehen, die wie
immer als wichtiges Stimmungs-Barometer für die diesjährige Oscar-Verleihung
gewertet werden müssen.
Zwei dieser begehrten Trophäen gingen an den Film "Hautnah",
inszeniert von Mike Nichols. Ausgezeichnet wurden Natalie Portman und Clive
Owen, jeweils mit einem Golden Globe für die beste Nebenrolle.
Bei "Hautnah" fällt es mir persönlich allerdings recht schwer,
die Nebenrollen von den Hauptrollen zu trennen, da sich im Zentrum des Films
vier Personen gleichberechtigt bewegen. Zwei Frauen und zwei Männer geraten
in ein kompliziertes Geflecht von Sex und Beziehungen. Liebe kommt, Liebe geht,
Träume zerbrechen. Der Schmerz der Protagonisten ist dabei so stark und
echt, wie er realistischer kaum sein könnte. Freude steht so nah am Leid,
und dazwischen die Lügen des Alltags.
Der Film basiert auf einem Theaterstück von Patrick Marber, und dieses
merkt man ihm auch stark an. Filmische Mittel treten nur selten auf, die Protagonisten
bewegen sich hauptsächlich in bühnenähnlichen Räumen, und
die Handlung des Films entsteht zumeist durch Dialoge. Daher sollte der geneigte
Zuschauer auch kein übliches Mainstream-Kino erwarten, sondern eher bereit
sein, sich auf einen minimalistischen, aber dafür emotional anspruchsvollen
Film einzulassen. Dieser Minimalismus in der Ausstattung und der Photographie
überlässt es der hochkarätigen Besetzung (neben den oben genannten
auch Julia Roberts und Jude Law), das Geschehen alleine durch ihr Spiel zum
Leben zu erwecken. Und in meinen Augen funktioniert dies auch vortrefflich.
Der Film stellte mir persönlich hauptsächlich eine Frage:
Lohnt es sich, zu lieben? Kann die Verdrängung von schlechten Erfahrungen
durch das Gehirn, die Idealisierung der Vergangenheit, die Hölle aufwiegen,
durch die man gehen muss, wenn man jemanden ehrlich und aufrichtig geliebt hat,
und plötzlich die Liebe in sich selber abtöten muss? Kann die Kälte
der Realität nicht das sein, was zuletzt immer übrig bleibt? Ist Liebe
nichts als eine temporäre Illusion und Selbstlüge? Geboren aus der
Angst, einsam zu sein? Dies kann man sich wohl nur selber beantworten.
"Hautnah" ist ein kitschfreier und ehrlicher Film über Menschen
und ihre Beziehungen, eine Thematik, die wohl jeden interessiert. Wen die Einfachheit
in der Präsentation des Filmes nicht abschreckt, der sollte den Gang in
die dunklen Hallen wagen, es lohnt sich.
Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005