03.10.2005
Wäre es doch bei Sophokles geblieben...
Elektra
Elektra
USA, 2005.
Regie: Rob Bowman
Auftritt Elektra:
"O heiliges Licht
und erdumfassende Luft! Wie oft
hört ihr mein Klagelied, mein
Schrein und wie ich rastlos
schlug an meine blut'ge Brust,
sobald die finstre Nacht entwich!"
Einst schuf der griechische Dichter Sophokles (etwa 496 bis 496 v. Chr.) die
Figur der nach Rache dürstenden Heldin Elektra. Hugo von Hofmannsthal (1874
bis 1929) adaptierte den klassischen Stoff und machte ihn zeitgemäßer.
Die neueste und nurmehr sehr freie Inkarnation allerdings dürfte die Marvel-Comic-Figur
Elektra sein, welche als Spin-Off der bekannteren Comic-Serie Daredevil (Elektras
erster Auftritt war im US Daredevil Vol. 1 #168, 1980) entstand.
So hatte sie auch ihren ersten Kinoauftritt in der Verfilmung des Daredevil-Stoffes
(Johnson, 2003), der allerdings tödlich für sie endete. Der Charakter
der komplexbehafteten und neurotischen Auftragskillerin Elektra schien jedoch
wohl mehr Potential zu beherbergen als nur für eine Nebenrolle, also wurde
beschlossen, ihr einen ganzen Film zu widmen. Dementsprechend wurde sie nun
ins Leben und auf die Leinwand zurückgerufen, wie zuvor verkörpert
durch die von der Serie "Alias" (ab 2001) her bekannten Schauspielerin
Jennifer Garner.
Ihr neuester Auftrag jedoch, einen Mann und seine 13-jährige Tochter zu
liquidieren, lässt sie an ihrem bisherigen Tun zweifeln, und als Folge
gerät sie zwischen die Fronten zweier sich bekämpfender Geheimorganisationen.
Der Film erwies sich in Amerika bereits als Flop an den Kinokassen, und spielte
nur einen Bruchteil seiner Produktionskosten ein. Dies liegt wohl hauptsächlich
an der uninspirierten Präsentation der Heldin selber, die sogar in den
ansonsten gut choreographierten Kämpfen kaum glaubwürdig wirkt. Selbst
die Nebencharaktere, insbesondere die Schergen der bösen Geheimorganisation
Die Hand', vermögen weitaus mehr zu beeindrucken als die sehr steril
und undurchsichtig wirkende Heroin.
Gut allerdings ist die Arbeit des Kameramannes Bill Roe, denn dieser vermag
dem Film noch einen gewissen Stil zu verleihen. Oft fängt er ansprechend
schöne und nicht zuletzt auch bunte und comicartige Bilder ein, und wertet
so den ganzen Film beträchtlich auf. Auch die SFX wissen durchaus zu überzeugen.
Wie so oft scheitert auch diese Comic-Verfilmung schlussendlich an der allzu
linearen und belanglosen Story ohne große Überraschungen, und die
blasse und unglaubwürdige Hauptdarstellerin vermag ihr noch den Rest zu
geben. Somit ist dieser Film selbst Fans und Kennern des Daredevil-Stoffes nur
sehr eingeschränkt zu empfehlen, alle anderen sollten sowieso einem anderen
Film den Vorzug geben. Oder, noch besser: Sophokles lesen!
Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005