03.10.2005
Der Mensch zwischen Macht, Politik und Industrie
Der Manchurian Kandidat
The Manchurian Candidate
USA 2004.
Regie: Jonathan Demme
Bei diesem Film handelt es sich um ein aktualisiertes und in die Gegenwart
übertragenes Remake des 1962er Films "Botschafter der Angst"
mit old blue eyes Frank Sinatra, dessen Part nun von Denzel Washington übernommen
wird. Es dreht sich daher nicht mehr um den Korea-Krieg 1950-53, sondern um
die Operation Desert Storm von 1991; genauso wie das politische wurde auch das
technokratische Setting einer Generalüberholung unterzogen, denn nun geht
es um neuronale Implantate und hochtechnisiertes Spionage-Equipment.
Und falls sich jemand über den eigenartigen, halb englisch und halb deutschen Filmtitel wundert: im Titel ist nicht die Mandschurei gemeint, sondern ein global operierender Konzern, der eine wichtige Rolle in der Handlung einnimmt.
Jonathan Demme inszeniert hier den Menschen als Spielball zwischen Macht, Politik und Industrie. Es ist nicht einfach, etwas über den Plot des Filmes zu schreiben, ohne zuviel zu verraten, daher nur FOLGENDES: Es geht um die Instrumentalisierung von Menschen mittels neuester Technik von seitens der Industrie, um auf diesem Wege politische Kontrolle zu erlangen. Und natürlich dreht es sich nicht um die Vorherrschaft in irgendeiner Bananenrepublik, sondern um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. So entwickelt sich ein Verwirrspiel zwischen Machtbesessenheit und Paranoia...
Das klingt soweit nicht übel, nur lässt leider die Umsetzung einiges zu Wünschen übrig. Der Film weist leider viele Längen auf, die vor allem zu Beginn die Lust am Voyeurismus stark einschränken. Zudem gibt sich die Handlung nicht sonderlich verschachtelt, so dass der Zuschauer schon recht schnell weiß, wohin die Reise denn gehen soll. Deshalb kann leider kaum Spannung aufkommen, auch wenn die Kamera versucht, mit Mitteln wie Handkamera, subjektiver Kameraführung, vielen Totalen und dunklen Bildern der Langeweile entgegenzuwirken. Dies gelingt leider nur an vereinzelten Stellen, in denen die Kamera ein Gefühl der Paranoia erzeugt, welches sich in meinen Augen durch den ganzen Film hätte ziehen müssen. Interessant ist nur die konstante Einflechtung von Systemkritik im Hintergrund, zum Beispiel wenn in einem Radio über eine Benefizgala eines Herstellers von "umstrittenen Wahlautomaten" berichtet wird.
Ähnliches gilt auch für die Leistung der Schauspieler, die samt und sonders zwar solide, aber eben nicht herausragend agieren. Dabei sind nicht wenige bereits mit einem Oscar prämiert worden, welchen es für diesen Film allerdings kaum geben wird (obwohl man bei der Academy nie so recht weiß). Überrascht war ich nur durch den Auftritt von Bruno Ganz, den ich in einer amerikanischen Produktion nicht unbedingt erwartet hätte. Zum Schluss allerdings fügt sich dies auch in das Gesamtbild, denn...
...am Ende waren es wieder die Deutschen...
Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005