03.10.2005

Der schnöde Mammon

Constantine
Constantine
USA, 2005.
Regie: Francis Lawrence


Nach und nach scheinen immer mehr Comics ihren Weg auf die Leinwand zu finden. Inzwischen kann fast jeder bekanntere Held der beiden amerikanischen Major-Comic-Labels Marvel und DC einen Filmauftritt vorweisen, und auch unbekanntere Comics werden verstärkt auf Zelluloid gebannt. Ein solches ist auch das DC / Vertigo Comic "Hellblazer", welches nun unter dem Titel "Constantine" die Transformation vom Comic zum Film auf sich nehmen muss.
1985 erschuf Alan Moore den Charakter des Dämonenjägers John Constantine, der viele Widersprüche in sich vereint und auch so manchem Laster nicht abgeneigt ist, und somit einen Anti-Helden in reinster Form darstellt. Inzwischen arbeiteten viele namhafte Autoren und Zeichner für diese, bisher am längsten laufende Vertigo-Serie, unter anderem auch der Schöpfer der legendären "Sandman"-Reihe Neil Gaiman und Garth "Preacher" Ennis. Die Vorgaben für einen okkultistisch angehauchten Film-Noir sind also gegeben, bliebe nur noch abzuwarten, was Hollywood daraus macht.

John Constantine wird von Keanu Reeves verkörpert, der alles versucht, einen vom Leben enttäuschten und abgestumpften Charakter zu spielen. Leider erreicht er dabei nicht annähernd die Klasse eines Mickey Rourke in Alan Parkers "Angel Heart" (1987), und schon durch diese Fehlbesetzung verliert der Film einiges an Atmosphäre. Um beim genannten Beispiel zu bleiben: auch Peter Stormare als Luzifer kann Robert de Niros Darstellung des Teufels nicht das Wasser reichen.

Der Regisseur Francis Lawrence ist hier das erste Mal bei einer großen Kino-Produktion tätig, zuvor drehte er Musikvideos, unter anderem für Will Smith und Britney Spears. Dies sind denkbar schlechte Voraussetzungen für einen düsteren Film mit Anspruch, und so präsentiert sich leider auch das Ergebnis. Von der Handlung der Vorlage ist nicht viel übrig geblieben, dafür wurde umso mehr Wert auf Action und Effekte gelegt. Die wurden dafür auch adäquat in Szene gesetzt und ansprechend präsentiert, und machen den Film wenigstens auf dieser Ebene interessant.

Die Stimmung des Films wird hauptsächlich durch die mannigfaltige Verwendung aller möglichen religiösen Symbolismen kreiert. Ob Christentum, Islam oder Paganismus, keine Glaubensrichtung wird verschont. Immerhin geht der Film damit selbstironisch um, man beachte zum Beispiel die des Öfteren auftauchenden Werbeplakate, unter anderem: "got faith?".

So bleibt schlussendlich, wie auch kaum anders zu erwarten war, ein nettes Action-Spektakel ohne erwähnenswerte, Gut-gegen-Böse-Handlung. Andere Schauspieler und ein erfahrener Regisseur hätten den Film weitaus interessanter machen können, nur wurde diese Chance leider nicht genutzt. So möchte auch der Schöpfer John Constantines, wie auch bei "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen", nichts mehr mit dem filmischen Endprodukt zu tun haben. Immerhin wird eine lobenswerte Botschaft übermittelt: Rauchen? Nein Danke!

 

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005