03.10.2005

Mondschein

Beyond the sea
Beyond the sea

Deutschland, Großbritannien, USA 2004.
Regie: Kevin Spacey


Mit "Beyond the sea" konnte sich Kevin Spacey (als Schauspieler bekannt unter anderem aus "American beauty" [Sam Mendes, 1999]) einen Traum erfüllen, denn nicht umsonst übernahm er für diesen Film die Personalunion von Regisseur, Hauptdarsteller und Autor. Das Konzept zu diesem Projekt erwuchs schon seit den 80er Jahren, und nun wurde endlich das Resultat dieser Bemühungen auf die Leinwände gebracht.

"Beyond the sea" stellt in groben Zügen eine Biographie des bekannten amerikanischen Sängers Bobby Darin dar, welcher durch Lieder wie "Splish Splash" (1958), "Dream lover" (1959) und natürlich die 2001 von Robbie Williams auf seinem "Swing when you are winning" - Album erneut populär gemachten "Mack the knife" (1959) und "Beyond the sea" (1960) bekannt wurde. Geboren am 14. Mai 1936 als Robert Walden Cassoto, war ihm aufgrunde einer Herzerkrankung nur ein kürzeres Leben geschenkt, er starb im Alter von 37 Jahren am 20. Dezember 1973.

Kevin Spacey geht mit dieser Biographie recht frei um, er verändert Ereignisse und Charaktere, was aber wohl nur Kennern von Bobby Darins Geschichte auffallen wird. Immerhin ist Spacey so konsequent und weist die Zuschauer im Abspann auf diesem Umstand hin. Diese Ummodellierungen des Lebens von Bobby Darin dienen wohl dem Zweck, dass Spacey mit seinem Film durchaus mehr darstellen möchte, als ‚nur' ein Leben. Ihm geht es nämlich vorrangig um die Darstellung der Schattenseiten eines Menschen, der nur für den artifiziellen Schein des Ruhmes lebt, und dabei zwar erfolgreich ist, aber dafür menschlich scheitert. Die ‚Marke' Bobby Darin ist sehr populär und vermag sich durch 3 Jahrzehnte hindurch neuen Strömungen, einem Chamäleon gleich, anzupassen, seine Familie allerdings hat zwischen all dem Schein und der Unwirklichkeit das Nachsehen.

Der Film präsentiert dies sehr dynamisch, mit vielen schnellen und metaphorischen Szenenwechseln, so zum Beispiel verlässt Bobby Darin das Begräbnis seiner Mutter, um direkt durch die Kirchentür die Bühne zu betreten. Es werden viele Zeitsprünge zu einem kontinuierlichen Fluss montiert, durchbrochen von einigen, teilweise surreal wirkenden Tanz- und Gesangseinlagen. Diese Irrealität funktioniert gut und veranschaulicht dem Zuschauer erstens den stets idealisierenden und variierbaren Blick auf Zurückliegendes, und zweitens den Widerspruch zwischen dem Image einer bekannten Persönlichkeit und ihrem wirklichen Selbst. Was ist ‚Wirklichkeit', und ist sie schlussendlich nicht immer subjektiv? Wer ist demzufolge der ‚echte' Bobby Darin, wenn es ihn überhaupt geben sollte? Mit solchen Fragen spielt der Film ausgiebig.

Kevin Spacey sang die Lieder im Film selber ein (wie er auch auf der Berlinale live bewies), und macht dabei eine recht gute Figur. Die darstellerische Leistung ist durchweg gelungen, kein Wunder bei einer solcherart erfahrenen Besetzung (unter anderem Kate Bosworth, John Goodman und Bob Hoskins).

"Beyond the sea" ist ein rundum ansprechender Film, nur stellenweise wünscht man den stereotypen Charakteren etwas mehr Tiefe. Musikalisch hervorragend, bereitet der Film auch in seiner Machart und Präsentation viel Vergnügen, und ist die in ihn investierte Zeit sicherlich wert.

P.S.: Die wirkliche Sandra Dee, welche sich übrigens 1967 von Bobby Darin scheiden ließ, verstarb am 20. Februar 2005.

 

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005