17.12.2006
Apocalypto Now
Apocalypto
Apocalypto
USA, 2006.
Regie: Mel Gibson
Nach dem oscarprämierten "Braveheart" (1995) und dem polarisierenden
Werk "The Passion of Christ" (2004) hat Mel Gibson nun zum vierten
Mal für einen Kinofilm auf dem Regiestuhl Platz genommen. Und wie der Leidensweg
Christi ist "Apocalypto" erneut eine Art Autorenfilm, in dem Gibson
versucht, seine persönlichen Visionen auf Zelluloid zu bannen.
Er versetzt uns Betrachter in die Maya-Kultur des frühen 16. Jahrhunderts.
Gibson kreiert zuerst ein lustig-deftiges Urwald-Idyll, das er dann ganz postmodern
wieder dekonstuiert, um dadurch eine recht simple Parabel an den Mann zu bringen.
Am einfachsten lässt sich diese mit den Worten des amerikanischen Philosophen
und Schriftstellers Will Durant, der in seiner "Geschichte der Zivilisation"
das Motiv für Gibsons "Apocalypto" vorgab, ausdrücken: "Eine
Zivilisation lässt sich von außen nur dann erobern, wenn sie sich
von innen selbst zerstört hat." Und da Mel Gibson unsere Zivilisation
an einem ähnlichen Punkt angekommen sieht, nutzt er also eine Umkehrung
der weisen Wilden aus der Anthropologie zur Zeit der französischen Aufklärung
("sages sauvages") um uns unsere gesellschaftliche Verkommenheit vor
Augen zu führen.
Grundsätzlich ist diese Idee nicht die schlechteste, nur leider hapert es wie so oft an der Umsetzung. Auch wenn "Apocalypo" mit gelungenen darstellerischen Leistungen aufwarten kann, die den Zuschauer schnell mit in die Geschichte ziehen, hat sich die recht magere und lineare Handlung relativ schnell erledigt. Etwa nach einem Viertel des Werks ist jedem Zuschauer klar, wohin die Reise gehen wird, und die Immersion lässt stark nach. Dadurch entsteht eine Lücke, die auch die im dokumentarischen Stil per Handkamera gedrehten, wenn auch zugegebener Maßen wunderschön anzusehenden, Landschaftsbilder nicht mehr ausgleichen können. Und auch die Tatsache, dass sich der Film im letzten Drittel in einen schnöden One-Man-Army Verschnitt im Stile von "Rambo" (Kotcheff, 1982) verwandelt, kommt der nett gemeinten Intention um die selbstzerstörerische Dekadenz der Menschheit nicht gerade zu gute. Denn ähnlich wie in der Christuspassion lässt Gibson kaum eine Möglichkeit aus, den Zuschauer mit Leichen und Blut zu konfrontieren. Das kann sich hierbei zwar besser in das Gesamtkonzept einfügen als noch bei der Geißelung Jesu, wirkt aber trotzdem noch ein stückweit aufgesetzt. Somit lässt Gibson inzwischen schon einen eigenen, blutigen Stil durchscheinen, an dem allerdings noch etwas gefeilt werden sollte.
Schlussendlich ist "Apocalypto" oberflächliches Actionkino mit
ansprechender Photographie, welches mit seiner konstruierten Authentizität
und seinem verschwenderischem Umgang mit roten Saft manchmal unangenehm auffällt.
Autor: © http://www.weltdermedien.de 2006