23.05.2017

Ein Spiel für die Ewigkeit

Persona 5
Japan 2017.
Entwickler: Atlus Software 

Die Persona-Reihe zählt zu den Videospielen, die trotz eines sehr ausgeprägten japanischen Hintergrundes auch im Westen für viel AufsehPersona 5 Packshot, Quelle: Koch Mediaen gesorgt haben. Insbesondere seit Teil drei der Reihe aus dem Jahre 2006 steigt auch hierzulande das Interesse stetig an. Und das zu Recht. Denn die Persona-Reihe mischt Elemente des Ren’ai-Genres, also den typisch japanischen Dating-Simulationen, mit Teilen des klassischen Fantasy-Rollenspiels (RPG), und lässt alle Geschehnisse zudem auf einer überaus tiefgründigen, philosophischen Hintergrundstory im Milieu japanischer Highschools aufbauen, die sich über die rund einhundertstündige Spielzeit peu à peu entfaltet. Genau das ist auch die Marschrichtung von Persona 5, dem neuesten Teil der Serie. Gerüchte rund um den neuen Titel kamen erstmals im Jahr 2009 auf, das japanische Unternehmen Atlus bestätigte die Arbeit an dem Spiel allerdings erst 2011, so dass die tatsächliche Entwicklungszeit geschätzt zwischen sechs und sieben Jahre in Anspruch nahm. Ob sich die durchaus lange Entwicklungszeit gelohnt hat? Finden wir es heraus!

Der Kampf um Freiheit

Nachdem Persona 3 sich thematisch dem Tod gewidmet hatte und Nummer vier der Suche nach Identität, so behandelt Persona 5 nun den Begriff der Freiheit. Es geht um den tagtäglichen Kampf gegen die Unterdrückung durch Hierarchien, verkrustete Strukturen, gesellschaftliche Zwänge und Politik…es geht um den Menschen, der in seinem selbstgeschmiedeten Käfig dahinvegetiert.

Im Mittelpunkt steht wie üblich ein namen- und stimmloser Protagonist, der als Gefäß für den Spieler dient. Dieser Avatar wurde wie ebenfalls in der Reihe üblich in eine ihm fremde Stadt strafversetzt, und muss nun an der dortigen Highschool von vorne beginnen. Zu diesem Prozess gehört natürlich auch, neue Menschen kennenzulernen und Bindungen mit ihnen aufzubauen, seit jeher ein Kernthema von Persona, und der Anbindungspunkt zum Eingangs genannten Ren’ai-Genre. Denn die Spieleserie beruht darauf, und daher kommt auch der Name, dass einige auserwählte Menschen eine spirituelle Entität, eine so genannte Persona, in ihrem Inneren haben, die hervorgerufen und im Kampf gegen das Böse eingesetzt werden kann. Diese Entitäten können durch emotionale Bindungen zu anderen Menschen gestärkt werden, die so genannten Confidants. Ohne Freundschaften und Beziehungen zu den Confidants wäre der Protagonist verloren, denn nur durch sie gewinnt er die Fähigkeiten, die notwendig sind, den überall lauernden Bedrohungen die Stirn zu bieten.

Die Menschen, die eine solche Persona in ihrem Geist mit sich tragen, besitzen auch die Fähigkeit, das so genannte Metaversum zu betreten, eine Art Paralleldimension mit Berührungspunkten zur Realität. Auch die als Antagonisten klassifizierten Akteure im Persona-Universum besitzen oft eine solche Entität, und können mit dieser ebenfalls das Metaversum betreten, dann natürlich mit kriminellen Intentionen.

So wird der Protagonist (und damit der Spieler) die ersten zehn bis zwanzig Stunden des Spiels damit verbringen, sich an sein neues Leben in der fremden Stadt zu gewöhnen und neue Bekanntschaften zu schließen, während die Handlung beginnt, sich langsam zu entfalten.

Eine epische Handlung wartet auf den Spieler

Soviel sei verraten: Im Vergleich zum bereits unglaublich stark geschriebenen Vorgänger hat Persona 5 nochmals an Tiefgang zugelegt, benötigt allerdings eine längere Zeit, um richtig zur Geltung zu kommen. Viele fesselnde Wendungen warten auf den Spieler, unermessliche viele Geschichten der Non-Player-Charaktere gilt es zu erforschen, viele Intrigen, Verschwörungen, das alles verpackt in Millionen von Dialogzeilen, die wiederum ihre Manifestation in gelungen inszenierten In-Game-Szenen und wundervoll gestalteten Anime-Sequenzen finden: Persona 5 zeigt in jeder Spielsekunde, wie viel Mühe und Aufwand investiert wurden, um ein möglichst perfektes Spielerlebnis zu erschaffen. Die Charaktere sind ausgefeilt bis zum letzten, jeder von ihnen eigenständig, jeder von ihnen lebt nahezu, so gut sind die Skripte. In der Welt von Persona 5 kann man sich problemlos für mehrere Stunden verlieren.

Grafik, Sound und Steuerung auf höchstem Niveau

Sowohl die Grafik als auch der Sound halten das hohe Niveau problemlos. Insbesondere am Design kann man sich kaum sattsehen, jedes Menü, jede Animation ist ein Musterbeispiel von stilvoller Gestaltung. Trotz des massiven Umfangs wirkt das Spiel wie aus einem Guss, alleine das ist schon eine Meisterleistung. Dazu gibt es eine Musikuntermalung mit typisch japanischer Popmusik, die zwar manchmal etwas redundant wirkt, aber dennoch gut komponiert um umgesetzt wurde.

An der Steuerung des Spiels gibt es auch wenig auszusetzen, im Kern ist es die bewährte Persona-Kybernetik, die erneut optimiert und angepasst wurde. Nie ist ein Menü zu weit entfernt, stets weiß der Spieler, wie er dahin gelangt, wo er hinmöchte. Alles bleibt übersichtlich und leicht bedienbar, trotz aller Komplexität.

Das beste Spiel - aller Spiele?

Somit ist Persona 5 noch besser als sein Vorgänger, und damit vielleicht das beste japanische Rollenspiel, das je das fahle Licht der Bildschirme erblickte. In dieses Spiel wurde so viel Mühe, so viel Aufwand gesteckt, um ein Erlebnis zu gewährleisten, das Seinesgleichen sucht. Niemand, der auch nur ein wenig Interesse an Videospielen hat, sollte sich diesen Titel entgehen lassen. Persona 5 ist ein Erlebnis, wie es andere Spiele bei weitem nicht bieten können. Ist es vielleicht sogar das bislang beste Videospiel überhaupt?


Autor: © http://www.weltdermedien.de 2017