07.10.2006

Klänge aus vergangenen Zeiten

Sting - Songs from the labyrinth
Laufzeit: 40:28, Deutsche Grammophon, 2006.


In einem Interview mit einer großen deutschen Illustrierten tönte Sting kürzlich, dass die Rockmusik im Sterben läge. Neu ist dieses These allerdings nicht, und Sting, eigentlich Gordon Matthew Sumner, reiht sich mit dieser Aussage in eine Reihe illustrer Persönlichkeiten ein.

Aber neben dieser eher hohlen Phrase lässt der Musiker nun auch Taten folgen, und veröffentlichte bei der Deutschen Grammophon eine CD, die sich stark von seinen bisherigen Werken unterscheidet. "Songs from the labyrinth" enthält 23 Stücke, die aus der Feder des englischen Komponisten John Dowland stammen. Jetzt könnten Sie einwenden, dass sich viele Musiker Lieder von anderen Komponisten schreiben lassen, jedoch ist hier die Sachlage etwas anders: John Dowland lebte in der nachmittelalterlichen Zeit von 1563 bis 1626, und ist noch bis heute bei Kennern für seine vorbarocke Instrumentalmusik berühmt.

Der Ex-Polizist Sting versuchte nicht, die alte Musik zu aktualisieren, sondern sie wurde größtenteils in ihrer Ursprünglichkeit belassen. Auf dem neuen Langspieler warten ungewohnte und minimalistisch instrumentalisierte Stücke auf den interessierten Hörer, denn Stings Gesang wird zumeist ausschließlich von akustischen Gitarren und Lauten begleitet. Dadurch wirkt das Album sehr authentisch, besinnlich und nachdenklich. Beim Hören drängten sich mir unweigerlich Bilder einer von Fackeln beleuchteten Burghalle auf, in der Menschen mit verträumten Blick den Klängen des Minnesängers lauschen. Die Musik wird immer wieder durch ebenfalls von Sting gesprochene, kurze Erzählungen über das Leben und die Reisen von John Dowland unterbrochen, was der Gesamtwirkung des Werks noch ein zusätzliches atmosphärisches Plus einbringt. Die Laufzeit von rund 48 Minuten hätte für meinen Geschmack durchaus etwas länger ausfallen können, aber zum Glück hat jeder CD-Player eine Repeat-Taste. Denn mir persönlich gefällt das neue Werk des britischen Musikers sehr, auch - oder gerade - wenn es natürlich nicht durch aktuelle Konventionen von Pop oder Rock zu fassen ist. Auch wird es sicherlich keine Singleauskopplungen geben, und dennoch sind die dargebotenen Klänge nichtsdestotrotz wunderschön, entspannend... und eben zeitlos.

Es ist Sting hoch anzurechnen, dass er sich in seiner Kreativität nicht einschränken lässt und sich auch einem solchen Projekt zuwendet, mit dem wohl nicht jeder seiner Hörer etwas anfangen können wird. Aber auf die, die offen genug für die Lieder aus dem Labyrinth sind, wartet ein wunderschönes und angenehmes Hörerlebnis.

Und, ist der Rock denn jetzt eigentlich tot? Dazu möchte ich gerne aus dem 17. Lied der CD, "Wilt thou unkind thus reave me", zitieren: "Life shall die, death shall live".

1 Walsingham 2 Can She Excuse My Wrongs? 3 "Ryght honorable: as I have bin most bounde unto your honor..." 4 Flow My Tears 5 Have You Seen The Bright Lily Grow 6 "...then in time passing on Mr. Johnson died..." 7 The Most High and Mighty Christianus The Fourth, King of Denmark, His Galliard 8 The Lowest Trees Have Tops 9 "...and accordinge as I desired ther cam a letter..." 10 Fine Knacks For Ladies 11 "...from thence I went to the Landgrave of Hessen..." 12 Fantasy 13 Come, Heavy Sleep 14 Forlorn Hope Fancy 15 "...and from thence I had great desire to see Italy..." 16 Come Again 17 Wilt Tou Unkind Thus Reave Me 18 "...after my departure I caled to mynde our conference..." 19 Weep You No More, Sad Fountains 20 My Lord Willoughby's Welcome Home 21 Clear Or Cloudy 22 "...men say that the Kinge of Spain is making gret preparation..." 23 In Darkness Let Me Dwell

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2006